Liebevolle Augen Meditation
Wir spüren, wie der formlose Luftstrom unseres Atems an der Nasenspitze kommt und geht und lassen Gedanken und Geräusche vorbeiziehen, ohne sie zu beurteilen. Danach beschäftigen wir uns kurz mit den Vier Grundgedanken, die den Geist auf Befreiung und Erleuchtung ausrichten: Wir erkennen unsere kostbare Möglichkeit, zahllosen Wesen mit den Mitteln eines Buddhas nutzen zu können. Nur wenige begegnen seinen Lehren und noch weniger sind fähig, sie zu verwenden. Wir erinnern uns der Vergänglichkeit aller Dinge: Nur die offene, klare Unbegrenztheit des Geistes ist dauerhaft. Niemand weiß, wie lange die Bedingungen bleiben werden, um dies zu erkennen. Wir denken über Ursache und Wirkung nach, darüber, dass wir selbst bestimmen, was geschieht. Frühere Taten, Worte und Gedanken wurden zu unserer heutigen Welt.Wir säen ständig die Samen für unsere Zukunft. Schließlich machen wir uns klar, warum wir mit dem Geist arbeiten: Erleuchtung ist zeitlose höchste Freude, und wir können nur wenig für andere tun, solange wir selbst verwirrt sind oder leiden. Deswegen öffnen wir uns jetzt denjenigen, die das Ziel verkörpern. Zum Besten aller Wesen nehmen wir Zuflucht: zu Buddha, dem erleuchteten Zustand unseres Geistes; zu den Lehren, die uns dahin führen; zu den Bodhisattvas, unseren Freunden auf dem Weg; und vor allem zum Lama, der Segen, Mittel und Schutz in sich vereint.Er erscheint hier
in seiner mitfühlenden Form von Liebevolle
Augen (tib. Chenrezig, skt. Avalokiteshvara).
Die Welt der Erscheinungen löst sich im Raum auf. Oberhalb unserer Köpfe und derer aller Wesen
entstehen als Ausdruck der natürlichen Reinheit aller Erfahrung voll geöffnete Lotosblüten.
Sie sind durchsichtig und leicht regenbogenfarben. In jeder Lotosblüte zeigt sich die grundlegende Begabung des Geistes als strahlende,
flachliegende Mondscheiben.In deren Mitten
verdichtet sich nun die Liebe der Erleuchtung
zu stehenden HRIH-Silben.
Aus den HRIH-Silben strahlt klares Regenbogenlicht zu allen Buddhas, die den Raum ausfüllen. Zugleich strömt es in die unerleuchteten Welten und Bereiche überall und löst alle Leiden auf.Mit dem Segen der Buddhas und dem
neuen Glück der Wesen aufgefüllt, fließen die
Lichter in die HRIH-Silben zurück, die im Nu zu
Formen von Liebevolle Augen werden.
Strahlend und mondscheinfarben sitzen
die Lichtformen nun im vollen Lotossitz über
allen Wesen. Ihre Rücken sind durch weitere
Mondscheiben gestützt. Sie lächeln mild. Jeder
Körper trägt die vollkommenen Merkmale der
Bodhisattvas. Die äußere rechte der vier Hände von Liebevolle Augen hält auf Schulterhöhe
eine Kristallmala, die alle Wesen aus der bedingten Welt befreit. Die beiden mittleren Hände umschließen das Juwel der Erleuchtung vor
seinem Herzen, und die linke äußere Hand hält
eine Lotosblüte, die sich zum linken Ohr öffnet.
Sie zeigt die Reinheit seiner Einstellung.
Das Antilopenfell über der linken Schulter ist in
Indien ein Zeichen für seine Güte, dafür, dass
er das Wesen dieses Tieres besitzt und niemandem schadet. Es drückt sein Mitgefühl aus. Das
fünffarbige Tuch um seine Hüfte bedeutet, dass
Liebevolle Augen alle Arten der Einweihung
beherrscht.
Der volle Lotossitz zeigt, dass er die Wesen vom
Zustand der Verwirrung zur Befreiung führt.
Der rote Buddha des Grenzenlosen Lichtes ist
über seinem Kopf. Beide schauen mit Liebe auf
alle Wesen. Sie drücken das nichtunterscheidende Mitgefühl aller Buddhas aus.
Wir öffnen uns für Liebevolle Augen und erwecken seine Kraft.
Wir denken oder sagen die klassische Anrufung:
»Du Edler, mit weißem, makellosem Körper, der
vollkommene Buddha schmückt Deinen Kopf.
Mit den Augen des Mitgefühls schaust Du auf
die Wesen. Liebevolle Augen, wir nehmen Zuflucht zu Dir.«
Jetzt weiht uns Liebevolle Augen ein: Aus
seiner Stirn strahlt ein klares Licht im Bogen
in unsere Stirn und gibt uns die Vaseneinweihung. Aus seiner Kehle fällt ein rotes Licht im
Bogen in unsere Kehle und gibt uns die Geheime Einweihung. Aus seinem Herzen strömt
ein blaues Licht im Bogen in unser Herz und
gibt uns die Weisheits-Bewusstheits-Einweihung. Jetzt strahlen alle drei Lichter zusammen
in uns hinein und geben uns die letztendliche
Übertragung des Großen Siegels.
Nach der Einweihung schmelzen die Lichtformen von Liebevolle Augen in alle Wesen
und in uns hinunter. Im Nu werden wir selbst
zu Liebevolle Augen.
Die Welt ist unser reines Land, leuchtend vor
Freude. Jeder Laut ist die Schwingung von Mantra und jeder Gedanke höchste Weisheit, bloß
weil er entsteht. Auf Herzensebene in der Mitte
von jedem Lichtkörper liegt eine sechsblättrige
Lotosblüte mit einer flachen Mondscheibe, auf
der die Silbe HRIH steht.Auf jedem der Blätter
steht im Uhrzeigersinn eine der sechs Silben
des Mantras mit dem OM nach vorne.
Während wir und alle Wesen das Mantra OM
MANI PEME HUNG laut oder leise so lange wie
möglich wiederholen, strahlt ein helles Regenbogenlicht aus den Buchstaben in den Herzen
aller und füllt den Raum.
OM MANI PEME HUNG
Wenn wir mit dem Mantra aufhören, verschmelzen die Reinen Länder von überall in die Formen
von Liebevolle Augen und diese werden selbst
zu Licht.Ihr Licht strahlt jetzt in unsere eigene
vierarmige durchsichtige Form hinein, die sich
in die Keimsilbe HRIH auf Herzenshöhe auflöst.
Dann kehren die Lotosblätter mit den Mantrasilben im Uhrzeigersinn in den Raum zurück.
Als nächstes lösen sich die Mitte der Blume und
die Mondscheibe auf.Schließlich verschwindet
das HRIH von unten nach oben, bis nur noch
ein winziger Punkt übrig bleibt. Er ist das einzige, was es von der ganzen Erscheinungswelt
noch gibt.Dieser Punkt verschwindet jetzt unerwartet wie ein Faden in den Raum nach oben
und der Geist verweilt, so lange es geht, in seinem ursprünglichen Zustand:Er ist strahlende,
offene Bewusstheit ohne Mitte oder Grenze.
Dann, so wie ein Fisch aus dem Wasser springt,
entsteht wieder eine reine Welt. Alle Wesen
und wir selbst haben die Buddhanatur,alle
Geräusche sind Mantras und alle Gedanken
höchste Weisheit.
Wir entscheiden uns, diese Reine Sicht in allen
Lebenslagen beizubehalten und wünschen, dass
die guten Eindrücke, die gerade entstanden
sind, grenzenlos werden. Mögen sie allen Wesen das einzige dauerhafte Glück bringen, das
Erkennen des Geistes.

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